Burg Gamburg – Brauchen Gastronomen Schlösser, brauchen Schlösser Gastronomen? Diese Frage umreißt extrem verknappt das Thema, dem sich am 21. April 2015 auf Burg Gamburg die Fachtagung „Gastronomie und Besuchermonumente – Zwei Partner, die einander brauchen“ widmet. Auf Einladung des Vereins „Schlösser und Gärten Deutschland e. V.“ und in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlösserverwaltungen diskutieren Referenten aus Deutschland und Polen über die Bedingungen und Chancen für erfolgreiche gastronomische Angebote in kulturtouristisch genutzten Schlössern, Burgen und Klöstern.
Kaffee und Kuchen im Park, ein rustikales Mittagessen im Burghof, ein festliches Abendessen im Schlossrestaurant, wer wünscht sich das nicht, wenn er sich mit Familie, Freunden oder auch allein auf den Weg macht, um erholsame und interessante Stunden auf alten Adelssitzen oder in ehemaligen Klostergängen zu verbringen? Der Gastronom, der in einem Besuchermonument oder in dessen unmittelbarer Nähe seine Tische aufgeschlagen hat, kann auf Touristen zählen; einem Schlossherrn, der auf kein reizvolles Café oder Restaurant in seiner Umgebung verweisen kann, drohen Einbußen. „Ein gutes, passendes gastronomisches Angebot bewerten die meisten Gäste als wichtiges Element eines erfüllten Ferientags“, bekräftigt Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh, der erste Vorsitzende des einladenden Vereins „Schlösser und Gärten in Deutschland e. V.“.
Doch wie sieht die ideale Verbindung zwischen Gastronomie und Besuchermonument aus? Da sind rechtliche Rahmenbedingungen zu beachten, wie Petra Thollembeek, die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Dehoga Baden-Württemberg, zeigen wird, da stellt sich die Frage nach öffentlich-rechtlicher Genehmigungsfähigkeit, wie Matthias Büge, Referatsleiter der Liegenschaften Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, darlegen wird. Soll ein Bratwurststand oder ein Sternelokal oder gar beides einrichtet werden? Andreas Falz, einer der beiden Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, beleuchtet dies am Beispiel Heidelberg. Verpachtet man die Gastronomie oder wagt man das Abenteuer Eigenbetrieb? Dr. Anja Hoppe, Verwalterin der baden-württembergischen Burg Hohenzollern, und Ines Eschler, Leiterin vom sächsischen Schloss Rammenau, berichten dazu aus ihren Erfahrungen, und Elisabeth von Küster referiert über die Entwicklung des niederschlesischen Schlosses Lomnitz, das durch Gastronomie und Hotelbetrieb von einer Ruine zum funktionierenden Schlossensemble verwandelt werden konnte.
In den insgesamt 13 Kurzreferaten soll deutlich werden, dass Gastronomen und Schlossbesitzer einander brauchen, weil zum einen eine Region mit einem ausgedünnten gastronomischen Angebot und in der Folge nur durchschnittlich attraktiven Besuchermonumenten sich als touristisches Ziel deutlich langsamer und schwieriger entwickeln würde, zum anderen weil Gastronomen leichter überleben, wenn sie eine solche Chance für ein „zweites Standbein“ erhalten. Zum Essen und informellen Erfahrungsaustausch geht es bei der Tagung übrigens von der schönen Burg Gamburg mit ihren uralten Wandmalereien in den nahegelegenen Gasthof „Grüner Baum“.
Einladung zur Tagung am 21.04.2015 Burg Gamburg SGDeV
Bericht Südwestpresse, 22. April 2015