Hochattraktive Kultur- und Bildungsstätten kämpfen gegen das Aus
Burgen, Schlösser und historische Gärten fordern gesellschaftliche Unterstützung
Der Verein „Schlösser, Burgen, Gärten Baden-Württemberg e.V.“ hob auf seiner alljährlichen Mitgliederversammlung die besondere Rolle der historischen Monumente hervor, die als Kulturbewahrer und Tourismusmotoren wichtige Akteure des Landes sind. Entsprechend der überaus großen Bedeutung und Attraktivität von Schlössern, Burgen, Gärten und Klöstern fordert er eine Unterstützungsleistung der Gesellschaft.
Bei der Online-Zusammenkunft des baden-württembergischen Schlösservereins am 2. Dezember 2020 wurde immer wieder deutlich, wie stark die beliebten Besuchermonumente durch die Auswirkungen der Coronakrise belastet sind. Sie bieten hochattraktive und äußerst beliebte Museen, Veranstaltungsorte und Naherholungsgebiete, halten Märkte ab, betreiben Gastronomie, bewahren historische Bausubstanz, sind beliebte Hochzeitsstätten und tragen nicht zuletzt erheblich zur Tourismuswirtschaft bei. All das kam 2020 fast vollständig zum Erliegen, was viele Besitzer und Betreiber von Monumenten im Südwesten an den Rand des wirtschaftlichen Abgrunds getrieben hat. Tendenziell fallen sie durch die Auffangnetze der Coronahilfen, weil sie gerade aufgrund ihrer Vielfältigkeit nicht klar einzuordnen sind.
Freier Eintritt ohne Gegenleistung?
Erschwerend kommt hinzu, dass die CO2-Abgabe ansteht und der Druck, Barrieren bei den Bildungsangeboten abzubauen und eintrittsfreie Museen zu schaffen, immer größer wird. Der Verein, der mit Jacqueline Maltzahn-Redling, der Leiterin von Schloss Neuenbürg im Schwarzwald, als 1. Vorsitzende und Goswin von Mallinckrodt von der Gamburg im Taubertal als ihr Stellvertreter gerade eine neue Spitze erhielt, sieht darin eine große Gefahr insbesondere für die privaten Betreiber von Schlössern, Burgen, Besucherklöstern und historischen Gärten. Sollten sie auf die Eintrittsgelder verzichten müssen und dafür keinen Ausgleich in Form von Subventionen oder anderweitigen finanziellen Hilfsmitteln erhalten, könnte dies das Aus für viele von ihnen bedeuten. Sie könnten den Betrieb historischer Besuchermonumente mit ihrem wichtigen Bildungsangebot nicht mehr aufrechterhalten und die mithilfe der Eintrittsgelder zu leistende Gebäudeinstandhaltung nicht mehr gewährleisten. Dringend benötigte Arbeitsplätze, darunter auch viele Minijobs, die Personen in Rente bislang vor der Altersarmut schützten, würden dauerhaft wegfallen, die touristische Attraktivität vieler Teile des Landes würde erheblich sinken.
Jacqueline Maltzahn-Redling fordert: „Die historischen Besuchermonumente, von den Leuchttürmen bis hin zu den vielen kleineren Monumenten im vorwiegend ländlichen Raum, sind von hohem gesellschaftlichen Nutzen und wichtige Akteure in unserer Kulturlandschaft. Als Kulturorte, die auch wirtschaftlich von großer Bedeutung sind, leisten wir einen wichtigen Beitrag innerhalb unserer Gesellschaft. Diese Rolle gilt es nun zu stärken. Wenn Museen sich ihr Geld nicht mehr in Form von Eintrittsgeldern verdienen können, dann muss eine Unterstützungsleistung der Gesellschaft vorhanden sein.“ Auch Goswin von Mallinckrodt ist überzeugt: „Wir betreiben hochattraktive Kultur- und Bildungsstätten, die bei Besuchern in ganz besonderem Maße gefragt sind und außerdem eine außergewöhnlich gute Klimabilanz vorweisen können. Trotzdem sind ausgerechnet wir besonders belastet, nicht nur wegen Corona, sondern zum Beispiel auch hinsichtlich der Auflagen der Denkmalpflege. Der besondere gesellschaftliche Nutzen der Monumente sollte künftig touristisch, rechtlich und steuerlich besser gewürdigt werden.“